Buchprojekt Miele im Nationalsozialismus - Statement von Markus Miele und Reinhard Zinkann

Gütersloh, 24. November 2023

Das Gütersloher Familienunternehmen Miele hat in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs Rüstungsgüter für die Wehrmacht hergestellt und dabei auch Zwangsarbeiterinnen, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt – das ist seit Langem bekannt und teilweise auch näher beschrieben. Was genau in jenen Jahren in welchem Umfang bei Miele produziert wurde, und unter welchen Bedingungen dies geschah, war jedoch lange unerforscht.   

Um dies zu ändern, haben die beiden Gründerfamilien Miele und Zinkann, denen das Unternehmen auch heute noch zu 100 Prozent gehört, im Herbst 2020 die wissenschaftliche Erforschung der Rolle von Miele in der NS-Zeit in Auftrag gegeben. Als Projektleiterin und Autorin der historischen Studie konnte Dr. Andrea Schneider-Braunberger gewonnen werden. Sie ist seit 1996 Geschäftsführerin der „Gesellschaft für Unternehmensgeschichte GUG“ und eine der international renommiertesten Expert(inn)en auf ihrem Feld.

Fast genau drei Jahre später hat Frau Dr. Schneider-Braunberger ihre Studie nun abgeschlossen und die Ergebnisse veröffentlicht. Ihr Buch „Miele im Nationalsozialismus – Ein Familienunternehmen in der Rüstungs- und Kriegswirtschaft“ ist im Siedler Verlag erschienen und seit 24. November im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8275-0188-2).

Hierzu das folgende Statement von Dr. Markus Miele und Dr. Reinhard Zinkann, Gründerurenkel und Geschäftsführende Gesellschafter der Miele Gruppe in vierter Generation:

„Mit diesem Buch liegt erstmals eine umfassende Aufarbeitung der Rolle von Miele in den Jahren des Nationalsozialismus vor, gerade rechtzeitig zu unserem 125-jährigen Jubiläum und zeitlich so abgestimmt, um auch in unserer neuen Chronik, die im nächsten Jahr erscheint, ihren angemessenen Platz finden zu können.

Der Auftrag, dieses Buch zu erstellen, erschien unserem Gesellschafterausschuss, der bei Miele „Familienrat“ heißt, und der Geschäftsleitung notwendig, weil wir in Gesprächen mit Vorfahren und ehemaligen Beschäftigten über die Jahre den Eindruck gewonnen hatten, dass längst nicht alle Ereignisse bei Miele während der Jahre 1933 bis 1945 präzise überliefert sind. Vieles war im Chaos des Krieges und der Nachkriegsjahre schlicht nicht ordentlich dokumentiert worden oder verlorengegangen.

Rückblickend wissen wir, dass wir uns zu lange auf die mündlichen Überlieferungen in den Familien und im Unternehmen verlassen haben. So haben uns viele Details in dem Buch überrascht und sehr betroffen gemacht – vor allem, dass Miele in deutlich größerem Umfang Munition unterschiedlichster Art produziert hat, als wir dies jahrzehntelang geglaubt haben.  

Zugleich bestätigt die Autorin die innere Distanz unserer Großväter zum
NS-Regime – und ebenso deren Bemühungen die kaum erträgliche Lage der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zumindest punktuell ein wenig zu verbessern. Sie hätten versucht, das aus ihrer Sicht wirtschaftlich Notwendige mit dem menschlich Richtigen zu verbinden, so die Autorin weiter.     

Dies aus heutiger Perspektive moralisch einordnen, kann nur jeder Einzelne für sich tun. Auch dafür leistet das Buch von Frau Dr. Schneider-Braunberger einen wertvollen Beitrag. Ihr danken wir im Namen der gesamten Geschäftsleitung sowie unserer Familien für ihre engagierte, akribische und erhellende Forschungsarbeit – und auch dafür, diese als Buch herausgebracht zu haben. Dies verbinden wir mehr denn je mit dem klaren Bekenntnis gegen jede Form von Gewalt, Rassismus und Antisemitismus.“

Weitergehende inhaltliche Fragen zum Buch beantwortet Frau Dr. Andrea
Schneider-Braunberger, zu erreichen über die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte GUG (Tel.: 069 – 97 20 33 14, E-Mail: ahschneider@unternehmensgeschichte.de).   

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