Die Entdeckung der Zeit

Eine Frau nimmt ein Geschirrtuch aus einem Wäscheregal.

Um täglich 750 Kilogramm Wäsche aufzubereiten, muss jedes Detail stimmen. Wie man das schafft? Die Inhouse-Wäscherei der Carl-von-Heß’schen Sozialstiftung in Hammelburg macht es vor.

Morgens ab 8 Uhr ist Karl-Heinz Rehm „King of the Road“. Er ist in einem 7,5-Tonner-Lkw unterwegs, um frische Wäsche nach Bad Brückenau und nach Münnerstadt zu transportieren. Dort betreibt die Carl-von-Heß’sche Sozialstiftung drei Seniorenheime. Sobald er in einem der Heime eintrifft, entlädt er die Container mit der sauberen Wäsche für die Bewohner und tauscht diese gegen die Säcke mit Schmutzwäsche ein. Knapp drei Stunden später ist seine Tour beendet. Er hat das Dr.-Maria-Probst-Seniorenheim in Hammelburg erreicht, den Standort der neuen Inhouse-Wäscherei der fränkischen Sozialstiftung. Diese wurde komplett neu durch die Miele Planungsabteilung konzipiert und der Bau vor Ort begleitet.

Vorsprung durch RFID-Technik

Dort hat das Team von Wäschereileiterin Gabriele Hepp schon mit seiner Arbeit begonnen. Zum Team gehören zehn Mitarbeiterinnen, die in zwei Schichten – von 8 Uhr bis 16.30 Uhr und von 9.30 Uhr bis 18 Uhr – arbeiten. Nachdem Rehm die Schmutzsäcke auf der unreinen Seite abgeliefert hat, scannen Andrea Wallasch und Ronald Beck die Schmutzwäsche ein. Jedes Textil ist mit einem waschbeständigen RFID-Chip gepatcht. In diesem ist die Identifikationsnummer gespeichert, der Name des Besitzers, die Anzahl der Waschzyklen und die Waschanforderungen sind dagegen in einer speziellen Software eingespeichert. Der Vorteil der digitalen Technik von Thermotex: Über die Funksignale des Chips können die Wege der Wäsche exakt nachvollzogen werden. Das garantiert einen vollständigen Wäscherücklauf, schließt Verwechslungen aus und spart in jedem weiteren Arbeitsschritt Zeit. Das ist ein wichtiger Faktor, damit der Wäschekreislauf in der Inhouse-Wäscherei effizient funktioniert. Der Monitor zeigt nach dem Eingangsscan sofort die Waschanforderung und -temperatur an. So können die Textilien direkt dem Wäschesammler für den entsprechenden Wäschevorgang zugeordnet werden.

Eine Frau benutzt einen Steamer um ein Hemd zu glätten.

Eine Pool-Lösung für sieben Heime 

Für das Waschen stehen auf der unreinen Seite insgesamt fünf Hygienetrennwandmaschinen (4 x 32kg-Maschinen, 1 x 16kg-Maschine) zur Verfügung. Sie wurden bereits am Vorabend beladen und programmiert, damit die Mitarbeiter bei Schichtbeginn schon die gewaschene Wäsche verarbeiten können und somit zehn Stunden ausgelastet sind. „Wir starten mit den Programmen dann um 5.30 Uhr“, erzählt Gabriele Hepp. „Größtenteils schalten wir Desinfektionsprogramme ein, um einen hohen Hygienestandard zu garantieren.“ Kontaminierte Wäsche oder die Flachwäsche werden in jenen geschlossenen Säcken gewaschen, in denen sie angeliefert werden. Das ist möglich, weil sich die Stiftung dazu entschlossen hat, in den sieben Heimen dieselbe Flachwäsche zu benutzen. Durch diese Pool-Lösung entfällt ein zeitaufwändiges Sortieren und Zuordnen. 

Nach dem Waschen werden die Textilien in einem der drei Gastrockner mit 32kg-Füllgewicht getrocknet. Auch hier spielt die Zeit eine Rolle. „Mit Gas trocknet man schneller und preisgünstiger als mit Strom“, sagt Miele-Planer Stefan Bohde. Anschließend wird die Wäsche gefinisht: Shirts, Unterwäsche oder Handtücher werden von den Mitarbeiterinnen per Hand gefaltet und gelegt, Blusen, Hemden oder Hosen entweder auf den zwei Bügelstationen, vom Universalfinisher oder vom Hosentopper von Veit gefinisht. „Mit diesen Geräten geht das Finishen einfach schneller“, erklärt Stefan Bohde, „für ein Textil benötigen sie zwei Minuten. Das manuelle Bügeln dauert dagegen durchschnittlich drei bis vier Minuten.“

Die meiste Zeit wird beim Einsortieren gespart, das wegen der RFID-Technik fast ein Kinderspiel ist: Ein Bildschirm zeigt an, in welchem Fach die Wäsche einsortiert werden muss, und ein grünes Licht blinkt vor dem Fach auf. So wird kein Textil mehr falsch einsortiert. Anschließend wird die komplett einsortierte Wäsche mit dem persönlichen Wäschesack in einen Regalcontainer gelegt, der dann ins Lager für reine Wäsche geschoben wird. Am nächsten Morgen lädt Karl-Heinz Rehm die Regalcontainer in seinen Laster ein und startet wieder eine Tour über die fränkischen Landstraßen. 

Die vielen kleinen Lösungen im Wäschekreislauf sparen so viel Zeit ein, dass täglich 750 Kilogramm Wäsche wirtschaftlich und effizient mit einer hohen Qualität aufbereitet werden können. Dieser Aufgabe musste sich die Carl-von-Heß’sche Sozialstiftung nämlich stellen, als sich die Beschwerden über eine externe Reinigung häuften. Deswegen entschied man sich, eine Wäscherei in eigener Regie zu betreiben. Das ergibt auch aus einem anderen Grund Sinn. „Da wir selbst für unsere Bewohner kochen und auch ein eigenes Reinigungsunternehmen haben, passt eine eigene Wäscherei gut in unser Konzept“, erklärt Marketingleiterin Sina Bretscher. Einen weiteren Grund nennt Stiftungs-Geschäftsführer Marco Schäfer: „Wir haben jetzt die Größe, dass sich das rentiert.“ In der Tat: In den sieben Seniorenheimen der Stiftung leben 465 Menschen, die jede Woche mit frischer Wäsche versorgt werden müssen. Außerdem werden in der Wäscherei die Bett- und Küchenwäsche, die Kleidung der Mitarbeiter und alles, was die Gebäudereinigung benötigt, aufbereitet. Diese Menge Wäsche wird nun pünktlich eingesammelt, gewaschen und ausgeliefert, weil man die Zeit entdeckt hat, mit der man jetzt täglich gewinnt.

Zwei Frauen mangeln an einer Miele Mangel.

Viele kleine Maßnahmen für angenehmes Arbeiten

Gabriele Hepp, Leiterin der Inhouse-Wäscherei der Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung, im Gespräch.

Was war die größte Herausforderung, als die Wäscherei in Betrieb ging und von einem auf den anderen Tag die externe Wäscherei ablöste?

Die große Menge der Wäsche von sieben Heimen. Wir hatten anfangs keine Vorstellung, wie wir die bewältigen sollten. Deswegen haben wir ein Konzept erarbeitet, das wir inzwischen sehr gut umsetzen. 

Wie sieht dieses Konzept aus?

Es besteht aus drei Ansätzen: 1. Täglich bearbeiten wir die Wäsche von drei Heimen der Stiftung. Die Ausnahme ist der Dienstag. Dann konzentrieren wir uns ausschließlich auf das größte der sieben Heime. 2. Jede Schicht hat ihre besondere Aufgabe. So konzentriert sich die erste Schicht auf die Bewohnerwäsche, sortiert diese und bereitet sie fürs Waschen vor, die zweite Schicht bearbeitet dann die Flach- und Bettwäsche. Wir lassen uns dabei noch so viel Freiraum, dass wir auf jeden Bedarf reagieren und zwischen den Tagen und Schichten jonglieren können. 3. Eine Pool-Lösung für Flachwäsche wie Handtücher und Waschlappen.

Eine Pool-Lösung für alle sieben Heime?

Ja, genau. Die Pool-Wäsche, dazu gehören auch Kleiderschutz und Küchenwäsche, rotiert zwischen den sieben Häusern. Das macht für uns vieles im täglichen Ablauf einfacher und wir sparen dadurch Zeit und Geld. Wenn dann noch die Bettwäsche zum Pool kommt, können wir sogar noch mehr Zeit einsparen.

Die Pool-Wäsche wird in speziellen Säcken angeliefert?

Wir arbeiten grundsätzlich mit einem Säckesystem: Wir sortieren die Bettwäsche in orangefarbige Säcke ein, Flachwäsche in grüne, Küchenwäsche in gelbe, kontaminierte in braune, Berufskleidung in blaue und die Bewohnerwäsche in weiße. 

Wurden die Mitarbeiter besonders geschult?

Ja klar! Von Miele haben wir eine komplette Einweisung für den Wäschekreislauf sowie für die Waschmaschinen, Trockner und Mangel erhalten, Veit hat uns auf den Finishergeräten geschult und Thermotex beim Ein- und Ausgangsscan bzw. der RFID-Technik. Außerdem gab es eine Hygieneschulung, um eine Rückverkeimung im Wäschekreislauf auszuschließen. Unsere Schutzkleidung tragen wir daher auf der unreinen Seite und auch bei der Reinigung der Mopp-Wäsche, die in einem Extra-Raum aufbereitet wird.

Wird auch auf die Arbeitsgesundheit geachtet?

Ja! Das erkennt man an mehreren Dingen: Die meisten Räume haben Tageslicht oder Deckenleuchten mit 500 Lux. Die Wäsche wird in der gesamten Wäscherei in Federhubwagen transportiert, das macht das Heben leichter. Die Transportwagen für die schmutzigen Mopps haben am Boden einen Wasserhahn, durch den das Feuchtwasser abfließen kann. Dadurch sind die Mopps nicht mehr so schwer, wenn man sie in die Maschine hebt. Diese vielen kleinen Maßnahmen machen das Arbeiten insgesamt angenehmer.

Profitieren davon auch die Bewohner?

Kürzlich traf ich die Sprecherin des Bewohnerbeirats. Sie sagte mir, sie sei sehr zufrieden mit der Qualität der Wäsche. Die sei noch nie so gut gewesen.