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Wo gibt‘s noch Probleme mit der Hygiene?

Porträt von Prof. Dr. Benjamin Eilts.

Prof. Dr. Benjamin Eilts lehrt seit 2017 an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen im Fachbereich Life Science. Zuvor war er Senior Product Manager für das Unternehmen Dr. Schnell Chemie GmbH. Im Interview berichtet er mehr über hygienische Wäschepflege.

Inhouse-Wäschereien waschen heute meist nach RKI- oder VAH-Empfehlung. Ist damit hygienisch eigentlich alles in Ordnung?

Auf den ersten Blick sicherlich. Aber zunehmend stellen wir fest, dass die Kontamination im Nachspülwasser bei Textilien wie Mopps und Reinigungstüchern extrem hoch ist. Warum ist das so? Über die Wasserleitungen werden Feuchtkeime eingetragen, die extrem resistent gegen Wärme und Kälte sind. Diese Keime siedeln sich in den Schläuchen der Waschmaschinen an und bilden dort einen Biofilm mit Bakterien, die das Wasser und die Wäsche kontaminieren können. Wenn die gewaschenen Mopps und Reinigungstücher dann noch feucht gelagert werden, können sich die Bakterien vermehren. 

Was kann man dagegen tun?

Optimal wäre es, die Mopps und Reinigungstücher sofort zu trocknen. Dieser Prozess erhöht den Arbeits- und Zeitaufwand und bringt zusätzliche Anforderungen mit sich – von der baulichen Situation bis zur fachgerechten Bedienung. Das können viele Häuser gar nicht umsetzen. Deswegen wird aktuell diskutiert, ob man diese Textilien mit antibakteriellen Substanzen konserviert, damit man sie feucht einlagern kann. Manche sagen, das geht gar nicht, andere sagen, das geht schon, wenn man es kontrolliert.

Und was ist mit der klassischen Wäsche?

Da haben die Inhouse-Wäschereien die Hygiene gut im Griff. In Deutschland wird mit RKI- oder VAH-gelisteten Produkten gewaschen, während andere Länder bereits Produkte nach der übergeordneten EN 14885 anwenden. Demnächst müssen alle Wäschereien die für diese Norm zugelassenen Desinfektionsmittel einsetzen. Aber keiner weiß momentan, ob diese neuen Desinfektionsmittel auch wirklich gegen die Viren, Keime und Bakterien wirken. Denn bewährte Wirkstoffe wie Formaldehyd oder Ethanol, die man in der Raum-, Geräte- und Flächendesinfektion einsetzt, werden dann womöglich nicht mehr zugelassen sein. Das ist ein riesiges Problem, weil so Hygienelücken entstehen könnten. 

Wie sollte eine Heimleitung darauf reagieren?

Das A und O für mich ist eine gute Personalschulung. Je besser das Personal geschult ist, umso besser funktioniert die Hygiene. Das Personal muss für die kritischen Punkte der Hygiene sensibilisiert sein. Das gilt übrigens auch für neue Geräte, die man zu selten nach hygienischen Gesichtspunkten durchleuchtet. Ein Beispiel sind die Geschirrspüler in den Wohnbereichen. Das sind meistens normale Haushaltsgeräte, die das Geschirr mal eben schnell mit 30 Grad reinigen und Schnabeltassen oder das Besteck für Demenzkranke nicht so hygienisch aufbereiten können, wie es erforderlich ist.

Gibt es eigentlich neue Trends in der Wäschehygiene?

Ja, klar! Es gibt immer mehr 40-Grad-Waschverfahren, die eine viruzide Wirkung haben. Das hat viele Vorteile für eine Inhouse-Wäscherei. Sie können viel Energie einsparen und haben weniger Aufwand mit dem Sortieren der Wäsche, weil sie die kontaminierte zusammen mit der nicht-kontaminierten Wäsche waschen können. Immer beliebter wird das kalte Desinfektionsverfahren, eine Desinfektion mit Sauerstoffabspaltern (Peroxide) beim Nachspülen. Damit könnten auch Seide und Wolle desinfiziert werden. Aufgrund der europäischen Normen wird sich dieses Verfahren auch in Inhouse-Wäschereien in Deutschland durchsetzen.